Kritische Gruppensituationen meistern


Von Ruth Meyer, aus dem Buch „Soft Skills fördern – Strukturiert Persönlichkeit entwickeln“, Kapitel 6.5

Keine Gruppe ist gefeit vor kritischen Situationen und Phasen. Sei es, dass die Passivität überhandnimmt, sei es, dass die Heterogenität der Gruppe zu einem Auseinanderdriften führt. Oder das Bedürfnis nach Geltung und Einfluss führt zu Machtkämpfen, die Ressour­cen verschleissen oder Gruppenmitglieder zur Verzweiflung treiben. Schwelende Konflikte können sich zum offenen Konflikt auswachsen. Die Gruppenleitung sollte über die folgen­den Fähigkeiten verfügen – oder aber bei Bedarf einen Moderator von aussen zuziehen.

Die Gruppe aktivieren

Die Gruppenmitglieder sollen nicht passiv dabeisitzen und zuschauen, wie andere arbeiten. Die Leitungsperson kann durch Methodenwechsel, Verbindung von abstrakten Themen mit konkreten Erfahrungen sowie durch regelmässiges Zusammenfassen von Kerngedanken und Zwischenergebnissen die Mitglieder dazu bewegen, aktiv zum Gruppengeschehen beizutragen.

Unterschiedlichkeiten nutzen

Unterschiedlichkeiten in einer Gruppe entstehen durch Alter, soziale Schicht, Geschlecht, kulturelle Prägung, Vorbildung, Behinderung usw. Damit eine Gruppe erfolgreich arbeiten kann, sollten Vielfalt und Unterschiedlichkeit als Stärke und wertvolle Ressource erkannt und in der Zusammenarbeit berücksichtigt werden. Hindernisse, die einer Minderheit den Zugang erschweren oder verunmöglichen, sollten beseitigt werden.

Mit Macht verantwortungsvoll umgehen

Macht ist immer im Spiel, wenn jemand es schafft, seinen eigenen Willen auch gegen Widerstand durchzusetzen. Dies kann offen oder verdeckt geschehen. In allen Gruppen wird rivalisiert und versucht, möglichst viel Macht zu entfalten, denn wer Macht hat, hat Einfluss. Die Grenze zwischen legitimer Machtausübung und Machtmissbrauch ist fliessend. Machtkämpfe aber verbrauchen viel Energie und hinterlassen in der Regel bloss Verlierer. Umso wichtiger ist es deswegen, die ersten Anzeichen von Machtmissbrauch frühzeitig zu erkennen und richtig zu deuten.

Konflikte vermeiden

Unterschiedliche Interessen, aber auch Sympathien und Antipathien, Machtgefälle und unterschiedliche Werte bergen ein hohes Konfliktpotenzial. Je früher schwelende Konflikte angesprochen werden, desto weniger wird ein offener Konflikt daraus.

Gruppenkonflikte moderieren

Offen ausgebrochene Konflikte in einer Gruppe sollten in der Gruppe gelöst werden, eventuell unter Beizug einer Vermittlungsperson. Bei der Konfliktmoderation geht es nicht darum, nach Schuldigen und Ursachen zu forschen, sondern die notwendige Basis zu schaffen, damit zukünftige Konflikte vermieden werden können.

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