Qualität definiere ich als Relation, die sich graduieren lässt. „Besser“ oder „Schlechter“ können enger oder weiter auseinanderliegen, aber Standards müssen immer nach unten abgegrenzt sein. Sie müssen das Schlechtere je unter sich haben, und der Abstand muss sich begründet nachweisen lassen, also verlangt unabhängige Beobachtungen und Bewertungen. Qualität entsteht im Vergleich; die Güte nach oben ist unbegrenzt.
Evaluation nach Arnold/Krämer
Rolf Arnold und Antje Krämer-Stürzl in: Quaitätssicherung in der Erwachsenenbildung, hrsg. Rolf Arnold, 1997, S. 133ff.
Dieses Schema zeigt auf, wie die verschiedenen Aspekte von Kursqualität zusammenhängen.
Um eine vollständige Aussage über den Erfolg einer Bildungsmassnahme machen zu können, muss unterschieden werden zwischen dem Lernfeld (die Bildungsmassnahme selbst, der Kurs) und dem Funktionsfeld (der Arbeitsplatz, die Praxis). Meistens stimmt der Erfolg im Lernfeld nicht mit dem Erfolg im Funktionsfeld überein, weil das Gelernte bloss im Kurs gezeigt wird und der Transfer in die Praxis nicht vollumfänglich gelingt.
Lernfeld
Den Erfolg im Lernfeld können die Teilnehmenden selbst sowie die Lehrpersonen beurteilen. Dabei wird die Zufriedenheit der Teilnehmenden mit dem Kurs insgesamt, dem Inhalt, den Methoden, der Kursleitung und der Organisation des Kurses erhoben (Zufriedenheitserfolg). Über Art und Umfang des Gelernten sowie Qualifikations- und Verhaltensänderungen (Lernerfolg) geben Einschätzungen der Teilnehmenden selbst, aber auch Einschätzungen der Lehrpersonen sowie Tests und Prüfungen innerhalb des Kurses Auskunft.
Funktionsfeld
Der Transfer ins Funktionsfeld kann dann überprüft werden, wenn bereits vor dem Kurs klar ist, um welchen Entwicklungsbedarf es geht. Je besser die Bildungsmassnahme auf diesen Bedarf abgestimmt und mit den Vorgesetzten abgesprochen ist, desto eher wird der Transfer in die Praxis nach dem Kurs gelingen. Es braucht dafür aber auch die Bereitschaft im Arbeitsumfeld, den Einsatz des Gelernten zuzulassen und zu unterstützen. Der eigentliche Erfolg wird dann eine gewisse Zeit nach der Massnahme gemessen, indem die Anwendung des Gelernten in der Praxis (Transfererfolg) evaluiert wird und ein Kosten-Nutzen-Vergleich (betriebswirtschaftlicher Erfolg) angestellt wird.
Vier Typen von Kursevaluation
Seminarorientierte Evaluation
Wenn von Kursauswertung gesprochen wird, wird häufig die seminarorientierte Evaluation damit verbunden. Es werden überwiegend Lernerfolg und Teilnehmerzufriedenheit ausgewertet und daraus Schlüsse zur Optimierung der Angebote gezogen.
Legitimationsorientierte Evaluation
Bei der legitimationsorientierten Evaluation werden bevorzugt der betriebswirtschaftliche Erfolg und die Teilnehmerzufriedenheit überprüft. Die Evaluationsergebnisse werden statistisch über alle Massnahmen hinweg ausgewertet und über die kumulierten Ergebnisse wird der Geschäftsleitung Rechenschaft abgelegt. Mit guten Ergebnissen wird die weitere Durchführung der Bildungsmassnahmen legitimiert.
Transferorientierte Evaluation
Bei der transferorientierten Evaluation stehen der Transfererfolg und der betriebswirtschaftliche Erfolg im Fokus der Auswertung. Überprüft wird, ob das Gelernte in der Praxis umgesetzt wird und zu besseren Arbeitsergebnissen führt. Häufig ist diese Auswertung an das Mitarbeitergespräch gekoppelt und der Bildungsbedarf sowie der Bildungserfolg werden im Rahmen dieser Gespräche evaluiert.
Entwicklungsorientierte Evaluation
Bei der entwicklungsorientierten Evaluation tritt die Teilnehmerzufriedenheit zugunsten von Transfererfolg und Lernerfolg in den Hintergrund. Im Vordergrund steht die kontinuierliche Kompetenzentwicklung. Eine Weiterbildungsmassnahme wird im Kontext der Unternehmensentwicklung und des Kompetenzmanagements durch die Beteiligten selbst geplant, durchgeführt und ausgewertet.
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