Eine Kompetenz – die sowohl Wissen, Können und Einstellung umfasst – zu erwerben oder zu erweitern, ist anspruchsvoll. Das zugehörige Wissen zu vermitteln sind sich Lehrpersonen gewohnt. Fertigkeiten zu üben und die Anwendung von Wissen zu trainieren ebenfalls. Damit sich die Haltung der Lernenden zum Thema weiterentwickeln kann, braucht es ein paar Schritte mehr. Es wird notwendig, die gesamte Kompetenz in vorstrukturierten Übungssituationen zu erproben und die dabei gemachten Erfahrungen zu reflektieren und zu begründen und selbst Handlungsalternativen zu entwickeln.
Die Rolle der Lehrperson beim Kompetenzen lernen
Um eine Kompetenz vollständig zu erlernen, sollte sie zunächst genau beschrieben sein, um zu wissen, welche Ziele man anstrebt, was man genau wissen/können wird. Dann werden in Übungs- und Lernsituationen das Wissen und Können erprobt, beobachtet und eingeschätzt, um zu sehen, wo noch Bedarf besteht. Mittels Selbst- und Fremdeinschätzung werden die Ergebnisse reflektiert und analysiert.
Dabei ist es wichtig, Fehler als Chance zum vertieften Lernen zu sehen und Lerndefizite noch aufzuholen. Erst wenn keine Defizite mehr da sind und sich das Gelernte sowohl in der Praxissituation wie auch in der Selbst- und Fremdeinschätzung bewährt, kann die Kompetenz als gelernt eingestuft werden. Die Lehrperson hat die wesentliche Aufgabe, diesen Prozess zu begleiten und kritisch zu würdigen.
Schritte der Kompetenzanbahnung
- Beziehung aufbauen
Bevor eine Lehrperson mit einer lernenden Person an einer Kompetenz arbeiten kann, muss Vertrauen aufgebaut werden. Legen Sie also einen tragfähigen Boden für eine Beziehung. Dazu gehört primär, dass die Lehrperson das Klassenklima thematisiert und die Rückmeldungen aller ernst nimmt. - Sensibilisieren
Bevor jemand bereit ist, eine Kompetenz gezielt weiterzuentwickeln, muss er oder sie erkennen, dass ein Bedarf da ist. Man kann jemanden für diesen Mangel sensibilisieren, indem man z.B. sein Verhalten spiegelt, eine Filmsequenz zeigt oder eine Geschichte erzählt. - Konkretes Zielverhalten trainieren und beobachten
Ohne Training im geschützten Rahmen ist das Erlernen einer neuen Kompetenz schwieriger. Unter vorgegebenen Bedingungen kann angstfreier geübt werden. Es ist wesentlich, dass diese Trainings sorgfältig beobachtet werden (wenn möglich protokolliert). - Feedback
Über Feedback werden Kompetenzen gelernt, es ist zentral für die eigene Vehaltensänderung. Aufbauendes Feedback, richtig entgegengenommen und verarbeitet, bringt Persönlichkeitsentwicklung voran.
Die Kompetenzanbahnung unterstützende Methoden
Diethelm Wahl kommt das Verdienst zu, im deutschsprachigen Raum das kompetenzbasierte Lernen früh beschrieben zu haben. Seine Erkenntnisse und Methoden verbreiten sich in den beruflichen Aus- und Weiterbildungen, sehr zum Vorteil für die Lernenden und Studierenden. Hier eine Auflistung einiger seiner Methoden. Viele dieser Methoden sind schon länger bekannt – sie wurden im Zusammenhang mit Konstruktivismus, Handlungsorientierung und Neuen Lernformen auch von anderen Autoren beschrieben.
Quelle: Wahl Diethelm, Lernumgebungen erfolgreich gestalten 2006
Handlungssteuernde Strukturen bearbeitbar machen (1. Lernschritt):
Selbstreflexionen, Selbstbeobachtungen, Perspektivenwechsel, pädagogischer Doppeldecker, Szene-Stopp-Reaktion, Weingartener Appraisal Legetechnik, Feedback durch Tandemperson/ Experten /Betroffene.
Verändern handlungsleitender Strukturen durch Entwickeln neuer Problemlösungen (2. Lernschritt):
Lerntempoduett, Lerntempoterzett, Lerntempoquartett. Partner- bzw. Gruppeninterview. Partnerpuzzle. Gruppenpuzzle, Strukturierte Kontroverse.
Neues Handeln in Gang bringen (3. Lernschritt)
Praxisberichte, Video- und Livemodelle. Handlungen planen. Handlungen simulieren (Rollenspiele, Szene-Stopp-Reaktion, Micro-Acting). Vorgeplantes Agieren in realen Situationen. Handeln flankieren durch inneres Sprechen. Kommunikative Praxisbewältigung in Tandems und Gruppen.
Lebenskompetenzen erweitern – die Lernphasen
Im Buch Lebenskompetenzen erweitern führen Ruth und Daniela Meyer ein didaktisches Modell mit sechs Lernphasen und 7 Elementen für ein aufbauendes Entwicklungklima ein.
Verwandte Beiträge und weiterführende Links
Lesen Sie den Blog von Ruth Meyer auf dem wb-web.de: Kompetenzorientierung – revolutionär oder altmodisch?
Jugendliche kompetenzorientiert unterrichten
Entwicklungskompetenz = Lernen
Lesen Sie in unserem Buch Soft Skills fördern wie Kompetenzen auf allen Altersstufen konkret gefördert werden können.
Lesen Sie in unserem Buch Lebenskompetenzen erweitern, welche Lernphasen beim Soft Skills entwickeln wichtig sind.
Meyer: Soft Skills fördern
Meyer: Lebenskompetenzen erweitern
Wahl: Lernumgebungen erfolgreich gestalten
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Didaktik Soft Skills
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