Es braucht viel schauspielerisches Talent und harte Arbeit, um nach aussen anders zu scheinen, als man nach innen ist. Im Normalfall ist es so, dass wir aufgesetzte Verhaltensweisen entwickeln, um anders zu scheinen, als wir sind, weil wir glauben, uns so unsicher oder nervös, wie wir sind, nicht zeigen zu dürfen. Wir glauben, wir müssten uns anstrengen, um Bestätigung, Zuneigung oder Respekt zu erhalten. Deshalb gehört zur Fähigkeit, echt beziehungsweise authentisch zu sein, sich selbst zu schätzen (Selbstbewusstsein), sich auf sich selbst verlassen (Selbstvertrauen), mit Schüchternheit und Nervosität angemessen umgehen und sich selbst stärken zu können. Bis zu fünfzig Prozent der Erwachsenen bezeichnen sich selbst als schüchtern, und die Mehrheit ist sehr nervös vor einem Auftritt vor Unbekannten.
Selbstbewusstsein: Sich selber schätzen
Selbstbewusstsein entsteht durch die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit. Ein selbstbewusster Mensch weiß, wer oder was er selbst ist und was seine Persönlichkeit ausmacht. Dazu gehört auch die tiefe Erkenntnis, dass das Selbst unabhängig von Leistung und Zuschreibung von aussen wertvoll ist.
Selbstvertrauen: Sich auf sich selbst verlassen
Selbstvertrauen oder Selbstsicherheit oder Selbstwertgefühl ist die innere Sicherheit, den Anforderungen von aussen und von sich selbst gerecht werden zu können. Selbstvertrauen wird stark gemindert durch innere Kritik und Antreibersätze. Mangelndes Selbstvertrauen äussert sich darin, dass Menschen sich am Negativen festbeissen, sich übermäßig für andere verantwortlich fühlen oder andere stark beeindrucken wollen.
Schüchternheit überwinden : Offen auf andere zugehen
Schüchternheit kann eine angeborene Charaktereigenschaft sein, die falsch eingeschätzt wird. Von Natur aus schüchterne Menschen sind zurückhaltend, können aber sehr selbstsicher in ihrem Handeln sein. Viele Menschen werden aber auch schüchtern, weil sie als Kleinkinder in der Beziehung zu den Bezugspersonen verunsichert worden sind. Diese Art von Schüchternheit beeinträchtigt die davon betroffenen Menschen in ihrem Auftreten; solche schüchternen Menschen fühlen sich dauernd unter Beobachtung und vermeiden deshalb Begegnungen mit Unbekannten. Mit der ihnen eigenen Vermeidung von Blickkontakt und Nähe werden sie oft als arrogant oder unnahbar eingeschätzt, was ihre Unsicherheit und Isoliertheit vergrössert.
Mit Nervosität gelassen umgehen
Fast alle Menschen sind nervös und haben etwas Lampenfieber vor einem wichtigen Auftritt. Feuchte Hände, Harndrang, Schwitzen, Herzklopfen sind die bekanntesten Symptome. Sie können alle überwunden werden.
Sich selber stärken: Stolz sein auf die eigene Leistung
Statt sich selbst abzuwerten, ist es auch möglich, sich selbst zu stärken. Es ist stärkend, stolz und zufrieden auf die eigene Leistung zu blicken. Viele Menschen neigen aber dazu, die eigene Leistung abzuwerten oder sie für nicht gut genug zu befinden. Ohne Leistung stolz auf sich selbst zu sein, ist allerdings nicht stärkend, denn dieser Stolz dient bloss dazu, kurzfristige Bewunderung oder Zuneigung zu bekommen, und übertüncht die eigene Schwäche.
Ruth Meyer, Soft Skills fördern, Kapitel 3.1