Empathie oder Einfühlungsvermögen gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten im Umgang mit andern. Das Gegenüber wahrnehmen und sich in seine Stimmungslage hineinversetzen zu können, bildet die Ausgangslage dafür, dass eine gewisse Verbundenheit empfunden wird und der andere sich verstanden fühlt. Dieses Verstandenwerden wird gesteigert, wenn entsprechend fürsorglich gehandelt und der andere gestärkt wird.
Bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) wie z.B. Asperger Syndrom ist es die Empathie, die weniger ausgeprägt gelebt werden kann, was bei den Mitmenschen auf Unverständnis und oft Ablehnung stösst.
Andere wahrnehmen
Die meisten Informationen über eine Person erfährt man indirekt, aus der Körpersprache oder dem sprachlichen Ausdruck und den konkreten Handlungen. Die Beobachtungen, das Gehörte und Erspürte muss innert kürzester Zeit in eine schlüssige Gesamtheit umgesetzt werden, dies geht einfacher, wenn gewisse Kategorien (Persönlichkeitstypen, Wahrnehmungskanäle) zur Verfügung stehen.
Sich in andere hineinversetzen
Es ist ziemlich anspruchsvoll, zwischen sich selbst und dem andern sauber zu trennen und nicht einfach von sich selbst auf den andern zu schliessen. Eine Person, die zum Beispiel mit einer leidenden Person mitleidet und selbst ihr eigenes Leid stark empfindet, läuft Gefahr, das Leid der anderen Person nicht mehr mitfühlend begleiten zu können. Es ist hier hilfreich, sich in die Haut des Gegenübers zu versetzen und die Situation aus seinem Blickwinkel heraus zu betrachten. Dies bedeutet natürlich, dass man den andern fragt, wie er sich fühlt und was er erlebt.
Verbundenheit ausdrücken
Menschen, die Verbundenheit ausdrücken, wecken Sympathie. Wenn es gelingt, in einer Situation Verbundenheit herzustellen, stellt sich ein Gefühl des Verstandenwerdens und der Akzeptanz ein. Dazu braucht es hohe gegenseitige Aufmerksamkeit sowie gemeinsame positive Empfindungen. Bei innig verbundenen Personen kann man sehr gut von aussen eine gewisse Synchronisation der Handlungen (Bewegungen, Sprache) beobachten.
Fürsorglich sein
Die Fürsorglichkeit einer Person ist Ausdruck ihrer Fähigkeit zur Empathie. Menschen mit wenig Fürsorglichkeit kümmern sich nicht um die Bedürfnisse oder das Leiden anderer, sie fühlen sich nicht genötigt, andern zu helfen, oder sie drängen Hilfe auf. Menschen mit viel Fürsorglichkeit erkennen, wo Unterstützung und Hilfe gefragt ist, und bieten diese an, ohne das Gegenüber zu entmündigen. Sie befriedigen auch Bedürfnisse, die nicht explizit genannt werden. Sie sind nicht beleidigt, wenn sie nicht auf Dankbarkeit stossen, sondern anerkennen, dass sie möglicherweise etwas falsch interpretiert haben.
Andere stärken
Andere emotional zu fördern, bedeutet, sein Gegenüber einen Schritt weiterzubringen in der Bewältigung einer Aufgabe oder eines Problems. Dazu gehört, zu kritisieren ohne zu verletzen, Ermutigung und Bestärkung. Im Mittelpunkt steht die Wertschätzung der Fähigkeiten und Stärken; die Defizite und Schwächen werden einbezogen, ohne dass ihnen besonderes Gewicht gegeben wird.
Ruth Meyer, Soft Skills fördern, Kapitel 2.5