Lernziele für die psychomotorischen Lehr- und Lernaspekte
Für den psychomotorischen Lernziel-Bereich bietet sich eine Taxonomie der Koordination und Bewegung an. Diese befasst sich mit dem Aufbau von Handlungen von der Imitation, dem Nachmachen über die Präzision und die eigene Handlungsanalyse bis zum automatisierten und flexiblen Handeln (nach Dave, 1968). In der Arbeitswelt werden psychomotorische Lernerfolge über Praktika und die Berufserfahrung (Praxiswissen, Handlungswissen) nachgewiesen.
Georg E. Becker, Unterricht planen, Handlungsorientierte Didaktik Teil I, durch R. Meyer bearbeitet.
Stufe 1: Imitation
Auf dieser Stufe wird über vor- und nachmachen geübt. Die Lernenden imitieren beobachtete Handlungen. Diese Ebene kann sehr gut bei kleinen Kindern und bei Anfängern in einer Disziplin beobachtet werden. Sie ist absolut wesentlich, um zu einer höheren Stufe zu gelangen.
Verben: nachmachen, imitieren, zeigen, tun als ob
Stufe 2: Manipulation
Ein Bewegungsablauf kann unter Anleitung ausgeführt werden. Einzelne Teilschritte können selbstständig durchgeführt werden. Zum Beispiel beim Spielen auf einer Geige kann der Bogen über eine einzelne Seite sauber geführt werden.
Verben: alle Techniken, Bewegungsabläufe und Handlungen (schneiden, springen, schweissen, streichen, bügeln, umlagern, etc.)
Stufe 3: Präzision
Ein gesamter Bewegungsablauf, eine gesamte Handlung wird beherrscht. Zum Beispiel in der Pflegehandlung „Blutentnahme“ werden die benötigten Utensilien bereitgestellt, die Hände werden desinfiziert, die Einstichstelle wird desinfiziert, mit dem Patienten wird gesprochen, das Blut wird abgenommen und vorschriftsgemäss abgefüllt, etc. Es ist dies der Handlungsanteil einer Kompetenz.
Beispiele: Es wird eine komplexe Handlung genannt, z.B. Parkettboden verlegen, Morgentoilette am Patienten im Bett, eine Fuge von Bach spielen, etc.
Stufe 4: Handlungsgliederung
Ein gesamter Bewegungsablauf, eine gesamte Handlung kann auch unter veränderten Bedingungen korrekt ausgeführt werden. Andere Rahmenbedingungen werden berücksichtigt. Die einzelnen Bewegungen und Handlungen werden daraufhin überprüft, ob sie zur Ausgangslage passen und das eigene Vorgehen wird darauf abgestimmt.
Beispiele: Die Geigenspielerin kann auf einer etwas kleineren Geige dasselbe Stück spielen. Der Bodenleger verlegt den Parkettboden in einer verwinkelten Raumform. Die Fachangestellte Gesundheit sieht sich einer Patientin gegenüber, die über starke Schmerzen im Rücken klagt und geht äusserst behutsam vor.
Stufe 5: Naturalisierung
Der Bewegungsablauf, die gesamte Handlung ist jederzeit abrufbar und flexibel einsetzbar. Gewisse häufig vorkommende Teilschritte sind automatisiert.
Beispiele: Die Geigenspielerin kann auf ihrer Geige ein Stück variieren und improvisieren. Der Bodenleger fängt in der richtigen Ecke an und leitet seinen Gehilfen so an, dass dieser ebenfalls das Handwerk erlernen kann. Die Fachangestellte Gesundheit geht spontan auf Patientin und Situation ein und erledigt die Pflegehandlung kompetent, ohne sich an einer geschriebenen Checkliste zu orientieren.
Weiterführende Links und Hinweise
Methodenpool Universität Köln
Becker: Unterricht planen
Schubiger: Wie Transfer gelingt
Handlungsschleife
Handlungsorientierung: Methodenrepertoire