Eine Lerndiagnose ermöglicht es, den Stand der Lernfähigkeit und des Lernens abzuschätzen und genauer zu beschreiben. Die Lerndiagnose ist eine Standortbestimmung: Wo stehe ich mit dem Lernen? Was kann ich wie gut? Liegt eine Lernleistungsstörung vor? Sie gibt Hinweise für die Früherkennung von gefährdeten Jugendlichen.
Ablauf einer Lerndiagnose
- Da es sehr viele unterschiedliche Aspekte von Lernen und Lernstand gibt, sollte zuerst festgelegt werden, in welchen Feldern beobachtet werden soll.
- Danach können die genaueren Indikatoren festgelegt werden: Woran erkenne ich den Stand und die Vorgehensweise beim Lernen?
- Es wird festgelegt, in welchem Zeitraum und in welcher Umgebung unter welchen Bedingungen das Lernen beobachtet und geprüft wird.
- Die Beobachtungen und Prüfungen werden anhand der Indikatoren durchgeführt.
- Die Beobachtungen mit den Einschätzungen werden schriftlich festgehalten.
- Die Ergebnisse werden mit dem/der Lernenden besprochen. Dabei sollte die Selbsteinschätzung im Mittelpunkt stehen.
- Wenn die Entwicklungsmöglichkeiten besprochen sind, können Ziele zum weiteren Lernen festgelegt und Vereinbarungen getroffen werden.
Mögliche Beobachtungsfelder
- kognitive Lernvoraussetzungen (Wahrnehmung von kinästhetischen, visuellen und akustischen Reizen)
- fachliche Leistung
- Informationsbeschaffung
- Präsentieren, Vortragen
- Selbstständiges Arbeiten (Arbeitsaufträge lesen, Probleme lösen, Zeitplan, Zu- oder Abnahme)
- Flexibilität (bezüglich wechselnden Inhalten, wechselnden Methoden, wechselnden Personen / Lernpartnern)
- Vorwissen – Kann es angezapft und verwertet werden?
- Lese- und Schreibkompetenz / Sprachverständnis
- Computerkompetenz
- Praktische, handwerkliche Fertigkeit
- Lernstrategien (Vertiefungsstrategien, Memorierstrategien, Kontrollstrategien)
- Stützstrategien (Anstrengungsbereitschaft, die Motivation, die Aufmerksamkeit und die Misserfolgsbewältigung)
- Lerntyp, Wahrnehmungstyp
- Sozialverhalten (alleine oder in Gruppe lernen, Kooperation, Rollenflexibilität)
- Konzentration / Aufmerksamkeit (auch Rücksicht gegenüber Anderen)
- Sorgfalt / Genauigkeit (mit Material, beim Beobachten, beim Nachdenken)
- Ausdauer / Belastbarkeit (körperlich und geistig, Stressbewältigung)
- Umgang mit Fehlern
- Kreativität (Ideen, Unbekanntes akzeptieren)
- Neugier / Forscherdrang (Fragen stellen, Interesse an Unbekanntem, Beobachten, selber nach einer Antwort suchen)
- Arbeitsplanung (Arbeitsplatz organisieren, Ziele finden, Arbeitsschritte festlegen – für sich allein und für die Gruppe)
- Arbeitstempo (Zeitmanagement, Arbeitsdisziplin)
- Arbeitshaltung (Motivation, Frustrationstoleranz, Leistungswille, Durchhaltevermögen)
- Reflexion (eigene Arbeitsleistung, Lernstand, Rollenverständnis, Glaubenssätze)
- Selbstvertrauen / Erfolgszuversicht
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