Wissensarten
Hansruedi Kaiser unterscheidet in seinem Buch „Wirksames Wissen aufbauen“ anhand des Satzes von Pythagoras vier verschiedene Arten von Wissen. Je nach Wissensart braucht es eine andere Lern- und Arbeitstechnik.
Deklaratives Wissen ist theoretisches Wissen.
Es kann bewusst gelernt und anhand von Regeln und Definitionen begründet werden. Im Falle des Satzes von Pythagoras kann das deklarative Wissen anhand der Formel a²+b²=c² dargestellt werden.
Prozedurales Wissen ist Ablaufwissen.
Es kommt dann zum Zuge, wenn sich Standardprobleme durch die immer gleichen Regeln lösen lassen. Im Falle des Satzes von Pythagoras wäre das die Regel: «Wenn a gesucht wird, dann berechne a². Wenn c gesucht wird, dann berechne c².»
Extensionales Wissen ist Erfahrungswissen.
Reichhaltige Erfahrungen und ein großer Schatz an erfahrenen Situationen bilden die Grundlage, auf der erfahrene Praktiker quasi «intuitiv» und mühelos vielfältige und komplexe Situationen meistern. Solches Erfahrungswissen ist das Ziel jeder Ausbildung. Beim Satz des Pythagoras ist dieses Wissen z. B. in der Erfahrung gespeichert, wie lange die Schnur einer Spielseilbahn zum Fenster im 2. Stockwerk ist, wenn die Distanz von der Talstation zum Haus und die Höhe des Fensters (Bergstation) bekannt sind.
Sensomotorisches Wissen ist Handlungswissen.
Automatisierte Bewegungsabläufe sind typisch für diese Wissensart. Beim Satz des Pythagoras könnte dies das Bedienen des Taschenrechners sein, bei dem die Wurzelfunktion quasi automatisch gefunden wird, wenn man die Berechnung häufig genug durchgeführt hat.
Theoretisches Wissen aufbauen: Methodik
Texterarbeitung
Es führt kein Weg am selber Lesen, selber nachdenken, selber erschliessen vorbei. Um das Erschliessen eines Textes für die Lernenden zu erleichtern, kann man
- Fragen an den Text mitgeben
- Illustrierende Bilder beifügen
- Hypertext verwenden, so dass weiterführende Infos schnell aufgefunden werden können
- Zusammenfassungen schreiben lassen
- Diskussionsmöglichkeiten in einem Forum schaffen
Modeling
Beim Modeling geht es darum, vorzuzeigen und dabei die zugrunde liegenden Prozesse sichtbar zu machen. Das Mittel dazu ist lautes Denken. Während ein Verhalten oder ein Vorgehen vorgemacht wird, redet die Lehrperson gleichzeitig und erklärt, welche Anweisungen sie sich selbst gerade gibt, welche Gründe sie dafür hat, was sie sich sonst noch so dabei denkt und was sie plant. Die Lernenden können dadurch eine Handlung oder Vorgehensweise vollständig übernehmen, statt sie einfach zu imitieren.
Auswendig lernen
Spätestens in der Prüfungsvorbereitung sollte verstandenes Wissen auswendig (Speichern und Erinnern) gelernt werden. Dabei helfen Repetitionen, Übungen, gegenseitiges Abfragen mit Kärtchen. Auswendig lernen geschieht in der Regel ausserhalb des Unterrichts und sollte wo immer möglich zu zweit gemacht werden, weil gemeinsames Lernen und sich gegenseitig abfragen und erklären effektiver ist.
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