Die meisten grösseren Störungen und Konflikte können vermieden werden, wenn der Unterricht nach erwachsenenbildnerischen Grundsätzen (aktivierend, wertschätzend, abwechslungsreich, zielorientiert, handlungsorientiert, erkenntnisorientiert, transferorientiert, individualisierend und differenzierend) geplant und durchgeführt wird. Zudem sollten die Lehrpersonen über Kompetenzen bezüglich ihrer unterschiedlichen Rollen verfügen und die Entwicklungsphasen von Gruppen erkennen und steuern können.
Störungen im Unterricht konstruktiv zu begegnen, erfordert ein Repertoire an Interventionsmöglichkeiten. Ein Teil der Störungen basiert auf Lernwiderstand bei einzelnen Teilnehmenden oder Gruppen; hier ist es hilfreich, eine Verbindung zu den Gruppenphasen herzustellen. Zur direkten Prävention von Konflikten braucht eine Lehrperson vertiefteres Wissen über Konfliktebenen und Konfliktarten (insbesondere symmetrische und asymmetrische Konflikte) und deren Moderation.
Störungsebenen im Unterricht
Pädagogische Ebene
Störungen auf der pädagogischen Ebene haben etwas mit dem Lerntempo, dem Verhältnis von Theorie und Praxis, mit den Lernzielen oder dem Niveau zu tun. Sie finden dies heraus, wenn Sie störende Lernende fragen, warum die Mitarbeit gerade nicht interessant ist. Die Störungen auf dieser Ebene sind bei leistungsmässig heterogenen Gruppen völlig normal, da selten alle gleichzeitig abgeholt werden können.
Interventionsmöglichkeiten
- Methoden ändern in Richtung ELF und WELL
- Zusatzaufgaben für Schnellere geben
- Einschübe für Langsamere machen
- Beispiele aus der Praxis sammeln
- Erwartungen abholen
- Zielformulierungen nochmals bekannt geben
- Ziele begründen
- Vorgehen begründen
- Unterforderte gezielt frei stellen
Gruppenklima
Störungen im Gruppenklima haben etwas mit Sympathien/Antipathien zu tun oder die Kommunikation und die Umgangsformen laufen aus dem Ruder oder es wurden keine verbindlichen Regeln vereinbart. Solche Störungen sind häufig bei kulturell sehr heterogenen Gruppen.
Interventionsmöglichkeiten
- Regeln für das Miteinander aufstellen
- Feedbackregeln besprechen und Feedback einüben
- Einzelgespräche machen
- regelmässige Klassenaussprache einführen
- gemeinsame Erlebnisse schaffen
- Erfolgserlebnisse ermöglichen
Leitung
Wenn die Leitung Anlass zur Störung gibt, stehen dahinter oft unterschiedliche Ansichten zu den Themen Leitungsstil oder Umgang mit Rivalitäten und Autoritäten. Manchmal fühlen sich Beteiligte ungerecht behandelt oder vermissen Wertschätzung. Generell scheint die „Chemie“ nicht zu stimmen.
Interventionsmöglichkeiten
- Rollen diskutieren, klären
- Feedback der Kursleitung an die Teilnehmenden
- Reflexion / Diskussion unterschiedlicher Lernstile
- Reflexion / Diskussion unterschiedlicher Lehrstile
- Erwartungen abholen
- Lernende aktiv am Programm beteiligen
- Chropfleerete: Auslegeordnung aller Gefühle
- Klassen-Aussprache unter Leitung einer neutralen Moderation anonyme Umfrage
Werte
Unterschwellig spielen Werte, Normen und persönliche Einstellungen im Unterricht eine wichtige Rolle. Wenn sie zu stark auseinanderklaffen und nicht eingebracht werden können oder gegeneinander ausgespielt werden, kann dies zu ernsthaften Konflikten, Mobbing und Streit führen.
Interventionsmöglichkeiten
- klare Regeln für den Umgang untereinander, eventuell Sanktionen bei Verletzungen abmachen
- Werteübungen machen und den unterschiedlichen Prioritäten Gehör verschaffen
- Toleranz vorleben und einfordern
- Aussprachen, Konflikte deeskalieren
- Gemeinsame Erfolgserlebnisse
- keine Methoden mit Einzel-Wettbewerb und Konkurrenz
Verwandte Beiträge und weiterführende Links
Lernvereinbarung – Lernkontrakt
Eine gemeinsame Aufgabe bewältigen
Kritische Gruppensituationen meistern
Lesen Sie weiter im Buch Lehren kompakt I Kapitel 12 S. 197ff
Und im Buch Soft Skills fördern Kapitel 5 und 6
Meyer: Lehren kompakt I
Meyer: Soft Skills fördern
Schulze-Seeger: Schwarzer Gürtel für Trainer
Antons: Praxis der Gruppendynamik
Löhmer: Themenzentrierte Interaktion TZI
Kontrakt erarbeiten: Vorgehensweisen
Lernkontrakte