Erwachsene (und Jugendliche) lernen besser, wenn sie ihre Lernprozesse selber mitsteuern können. Was mit selber mitsteuern genau gemeint ist, wird unterschiedlich definiert; es ist von selbstgesteuertem, selbstorganisierten (SOL), selbstverantwortetem, selbstsorgendem Lernen die Rede.
Stufen selbstgesteuerten Lernens
Selbstlernen
- Lernprozess wird eigenständig in Gang gesetzt
- Vorgegebenes Lernziel, vorausbestimmte Inhalte
- Keine Reflexion oder Kontrolle des Lernens
Das Selbstlernen setzt seitens der Lernenden Neugier, Motivation, Wille und Ausdauer sowie ein Selbstkonzept der Selbstwirksamkeit und der Selbstreflexion voraus.
Selbstreguliertes Lernen
= Selbstlernen plus
- Abgleich Lernziel-Lernfortschritt
- Fähigkeit zur Modifikation der Lernstrategie
- Komponenten des Lernens werden bewusst gesteuert und modifiziert
Das selbstregulierte Lernen setzt seitens der Lernenden zusätzlich Metawissen (Metastrategien zum Lernen) und Gestaltung der Lernumgebung voraus.
Selbstbestimmtes Lernen
= selbstreguliertes Lernen plus
- Lernziele werden selbst und bewusst gesetzt
- Lerninhalte werden den Lernzielen zugeordnet
- Vorwissen ist bekannt, Erkennen der eigenen Defizite
- Eigenständige Planung des Lernprozesses, von Zielen und Inhalten
Das selbstbestimmte Lernen setzt seitens der Lernenden zusätzlich die Planung, Überwachung, Steuerung, Evaluation und Modifikation der Lernstrategien voraus.
Selbstorganisiertes Lernen
= selbstbestimmtes Lernen plus
- Eigenständige Organisation von Voraussetzungen und Ressourcen
- Eigenständige Gestaltung der Lernumgebung
Das selbstorganisierte Lernen setzt seitens der Lernenden zusätzlich die Regulation des Selbst (Impulskontrolle, Stimmungsmanagement, Selbstmotivation und Attribuierungsmodifikation) voraus.
Lernprozess unterstützen
Vorwissen abholen
Lernende lernen umso besser, je mehr sie mit dem Lerngegenstand vertraut sind, also Vorwissen mitbringen. Bei der Förderung von selbstgesteuertem Lernen ist also das Vorwissen abholen eine wesentliche Voraussetzung.
Selbststeuerung
Oft bauen Übungen und Aufgaben zwar auf dem Vorwissen auf, es wird aber kaum berücksichtigt, dass die Fähigkeiten der Lernenden bzg. Selbststeuerung sehr unterschiedlich sind. Es kann immer wieder beobachtet werden, dass davon ausgegangen wird, dass Lernende Lerntechniken und Techniken zur Selbststeuerung und Selbstreflexion bereits beherrschen – und Lernende heillos überfordert werden mit der Aufforderung, jetzt doch selbstständig zu Lernen. Andererseits werden andere Lernende gegängelt und gebremst, die eigentlich sehr genau wissen, was sie wann wie und wozu lernen wollen.
Motivation
Die Lernmotivation der Lernenden nimmt sehr schnell ab, wenn sie unmittelbar aufgefordert sind, von einer wenig selbstbestimmten Lernform in eine weitgehend selbstgesteuerte Lernform zu wechseln (z.B. bei Wechsel der Lehrperson). Zu sehr sind sie es sich gewohnt, dass ihnen die Selbststeuerung des Lernens abgenommen wird.
Kompetenznachweis
Beim selbstgesteuerten oder selbstorganisierten Lernen ist die Überprüfung des Gelernten nicht mit einfachen Tests zu bewerkstelligen. Mittel der Wahl ist ein Lernportfolio, das die Lernschritte umfassend beschreibt.
Das nebenstehende Bild, gezeichnet von Ausbildenden Gesundheit/Soziales, zeigt das selbstbestimmte Lernen aus Sicht der Ausbildungspraxis.
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Dem Thema selbstgesteuertes Lernen fördern bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Berufsbildung hat Ruth Meyer im Buch Lehren kompakt II ein ausführliches Kapitel gewidmet.
Jürgen Hegmann hat 2008 im Pädagogischen Zentrum Rheinland-Pfalz (PZ) einen Modellversuch „Eigenständigkeit erweitern Lernkultur entwickeln“ (EiLE) durchgeführt. Sie finden den Abschlussbericht auf dem Bildungsserver Rheinland-Pfalz. Das Modell und die Begrifflichkeiten, die dabei verwendet werden, überzeugen.
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