Soft Skills fördern bei Kindern


Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen. sie machen uns sowieso alles nach.

Karl Valentin

Kinder

Erziehung bedeutet, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass ein Kind sich so entwickeln kann, dass es ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden kann. Seine psychische, seelische und körperliche Gesundheit soll gepflegt und seine Anlagen und Möglichkeiten sollen so gefördert werden, dass ein Kind seine eigenen Grenzen und die der Umwelt respektieren lernt und ein selbstverantwortliches Leben führen kann.

Erziehen heisst: Soft Skills fördern

Im Folgenden wird beschrieben, wie die sechs Soft Skills gemäss Ruth Meyer bei Kindern gefördert werden können.

Entwicklungskompetenz fördern

Emotionale Kompetenz fördern

Wirkungskompetenz fördern

Kommunikative Kompetenz fördern

Beziehungskompetenz fördern

Gruppenkompetenz fördern

Entwicklungskompetenz fördern

Kleinkinder entwickeln sich von selbst. Sie lernen schnell und sind neugierig. Die Wissensbegier und die Neugierde lässt rund um den Schuleintritt bei vielen Kindern nach – wenn sie gemerkt haben, dass ihnen nicht zugehört wird, dass ihre Fragen nicht ernsthaft beantwortet werden oder wenn sie erleben, dass Neugierde und Experimentieren bestraft werden. Ab ca 12 Jahren steigt die Offenheit für Erfahrungen wieder deutlich an – die Gleichaltrigen zeigen, dass es noch viel Neues zu entdecken gibt.

Lernbereitschaft

Kinder unterscheiden sich bezüglich Offenheit für Erfahrungen stark. Während die einen äusserst begeisterungsfähig und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen sind, hängen die andern an Gewohnheiten und wollen unterhalten werden. Forcieren Sie nichts, nehmen Sie auf, was Kleinkinder von sich aus bringen und machen Sie Angebote.

Bieten Sie Spielsachen an, die komplexe Handlungen und Interaktionen ermöglichen. Wichtig für das Kleinkind ist es, Erfahrungen machen zu können mit

  • Rollenspielen (wie kochen, bemuttern, putzen, pflegen, verarzten, einkaufen, verkaufen …)
  • Geschicklichkeit (balancieren, klettern, bauen, puzzlen, …)
  • allen Sinnen (unterschiedliche Materialien mit unterschiedlichen Oberflächen, Geschichten und Musik hören, singen, Bilder anschauen)

Bei Schulkindern ist insbesondere der Umgang mit Fehlern wichtig. Durch Bestrafung und Entmutigung kann die Lernbereitschaft grundlegen gestört werden.

Reflexionsfähigkeit

Das Kleinkind ist noch nicht in der Lage, den eigenen Entwicklungsprozess zu steuern. Emotionen wie Wut, Angst oder Freude werden zwar schon sehr früh im Gehirn verankert, aber Selbstreflexion setzt ein Ich-Bewusstsein voraus, das frühestens dann beginnen kann, wenn sich ein Kleinkind im zweiten Lebensjahr selbst im Spiegel erkennt und dabei langsam begreift, dass es einen Unterschied gibt zwischen ihm selbst und anderen Wesen. Mit etwa fünf Jahren hat ein Kind dann dieses Ich-Bewusstsein, es kann jetzt absichtlich lügen beziehungsweise ein Geheimnis vor seinen Eltern bewahren, es bekommt Freude an Streichen, es entwickelt Strategien, um sich gegenüber anderen durchzusetzen – kurz, es hat gelernt, dass nicht alles, was sich in seinem Inneren abspielt, von aussen erkannt werden kann.

Das Schulkind lernt, Denkfehler oder Fehlverhalten als selbst verursacht zu erkennen und nach Anleitung zu korrigieren. Wenn diese Fehlerkorrektur sehr streng durchgeführt wird, lernt das Kind, dass bloss andere wissen, was richtig und was falsch ist und dass es keine Fehler machen darf. Dies erschwert die Entwicklung von Selbstbeurteilung und Selbstreflexion massiv. Bereits beim kleinen Kind ist also wichtig, die Reflexionsfähigkeit und das Vermögen zur Selbstbeurteilung mit Fragen und Gesprächen zu unterstützen. Das Hinterfragen der eigenen Werthaltung dagegen sowie die Verantwortung für die eigene Entwicklung sind bei den Kindern noch kein Thema.

Entwicklungsbedarf planen

Bei Kindern ist eine systematische Bestandsaufnahme und eine Massnahmenplanung nur dann angezeigt, wenn eine Fehlentwicklung stattgefunden hat, wenn das Kind also Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Was eine Fehlentwicklung ist, ist für Eltern oft schwer zu erkennen, weil sie nicht wissen, was in welchem Alter normal ist und vom Kind erwartet werden kann. Konsultieren Sie ein Fachbuch zur Entwicklung von Kindern oder suchen Sie eine Erziehungsberatungsstelle auf, wenn Sie nicht sicher sind, ob ein Verhalten zu Sorgen Anlass gibt.

Entwicklung planen

Das Kind selbst ist nicht in der Lage, zu planen. Das Neugeborene passt sich in den ersten Monaten an den Vierundzwanzig-Stunden Rhythmus an, mit ungefähr vier Jahren kann ein Kind einen Tag überblicken, mit etwa fünf Jahren eine Woche. Mit sieben Jahren begreift ein Kind die lineare Zeitachse von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die Kalenderfunktionalität. Erst mit ungefähr zwölf hat ein Kind ein Zeitbewusstsein, das es ihm ermöglicht, Zukunft zu planen.

In der Erziehung erfolgt die Entwicklung und Verbesserung von Soft Skills meistens in Interaktion mit den Bezugspersonen und in konkreten Alltagssituationen – also ungeplant. Erwachsene übernehmen die Planung des Entwicklungsprozesses vor allem dann, wenn gezielt Verhaltensweisen eingeübt werden sollen. Eine solcher Erziehungsplan wird am besten in Zusammenarbeit mit Erziehungsberater/innen gemacht, die dafür ausgebildet sind.

Entwicklung überprüfen

Kleine Kinder leben in der Gegenwart und sind eher prozess- als ergebnisorientiert. Kinder wiederholen diejenigen Prozesse, die ihnen Spass machen und Effekte hervorbringen, ob das ein gewünschter oder ungewünschter Effekt ist, ist nebensächlich. Deshalb ist generell das Ignorieren von ungewünschtem Verhalten eine gute Variante, denn am Nichteffekt misst das Kind, dass das Verhalten wahrscheinlich ineffizient ist.

Grössere Kinder können durchaus selbst ein Stück weit ihre Entwicklungserfolge überprüfen. Da Erwachsene aber sehr selbstverständlich davon ausgehen, dass Kinder die gleichen Entwicklungsziele verfolgen wie die Erziehenden, sind auch hier unentdeckte Scheinanpassungen häufig. Kinder sind sehr kreativ darin, sich vordergründig anzupassen und im Geheimen das zu tun, was sie selbst für richtig erachten.

Emotionale Kompetenz fördern

Selbsterkenntnis / Achtsamkeit

Kleine Kinder übernehmen die Bezeichnungen für ihre Gefühle zuerst von den Bezugspersonen. So kann zum Beispiel ein Kleinkind sein Gefühl als Angst bezeichnen, auch wenn es nur einen wohligen Schauer empfindet. Umgekehrt findet es vielleicht gar keine Worte für seine unangenehme Empfindungen im Dunkeln. Während einigen Erwachsenen nur wenige Worte für Gefühle zur Verfügung stehen und sie deshalb nur wenig darüber reden, übertreiben andere einzelne Gefühle masslos ( zum Beispiel „Mama ist ganz fest traurig, wenn Du jetzt nicht vorwärts machst“ ) oder benennen sie gar falsch ( zum Beispiel „ich bin sehr verärgert über dich“, statt „ich mache mir solche Sorgen um dich“).

Sie können die Selbsterkenntnis und die Achtsamkeit für die eigenen Gefühle fördern, indem Sie selbst mit einem guten Beispiel vorangehen und ihre eigenen Gefühle differenziert benennen und ausdrücken. So lernt das Kind viele Worte für Gefühle.

Selbstdisziplin / Gefühlskontrolle

Selbstdisziplin ist dem Menschen am Anfang des Lebens völlig fremd und unnötig. Zwei- bis dreijährige Kinder haben im besten Fall etwas Frustrationstoleranz entwickelt, aber bestimmt noch keine Selbstdisziplin. Nur die Kontrolle durch Stärkere kann hier Schlimmeres verhindern, Kleinkinder setzen ihre vollen Kräfte ein, um sich zu rächen oder etwas zu kriegen. Die eigenen Affekte zu beherrschen, gelingt erst nach langem Üben und vielen Rückfällen.

Optimismus und den Umgang mit Ängsten lernen Kinder an ihren Vorbildern. Wenn Ihr Kind Angst hat, geben Sie ihm Sicherheit (auch wenn Sie selbst innerlich Angst haben, nehmen Sie Ihr Kind in die Arme und beruhigen Sie es. Zeigen Sie ihm, dass es in Sicherheit ist.

Selbstständigkeit

Helfen Sie so wenig wie möglich aber soviel wie nötig, um ein Erfolgserlebnis zu haben.

Kinder möchten so selbstständig wie möglich sein. Dieses Bedürfnis gilt es wo immer möglich zu erhalten. Erwachsene neigen aus Ungeduld, Unwissen und auch Unverständnis viel zu oft dazu, den Kindern Dinge abzunehmen, die diese selbst erledigen könnten oder lernen möchten. Lassen Sie Kinder soviel wie möglich selbst erledigen. Sorgen Sie dafür, dass Erfolgserlebnisse möglich sind, indem Sie die Aktionen im Auge behalten und im entscheidenden Moment Hilfestellung leisten.

Durchhaltevermögen, Engagement

Kinder bringen von Natur aus Engagement mit. Aber sie beschäftigen sich nur so lange mit den Dingen, wie es ihnen gerade passt, die Interessen wechseln unter Umständen schnell, und Zuverlässigkeit kann ebenfalls kaum erwartet werden. Versuchen Sie das Kind zu motivieren, etwas länger an den Dingen dran zu bleiben, indem Sie ihm noch einen interessanten Aspekt aufzeigen – so steigen Sie nicht immer sofort auf das Nächste ein und ermutigen das Kind, sich in etwas zu vertiefen. Langeweile zu empfinden und zu überwinden ist dafür eine wichtige Grundlage.

Empathie

Schon ein ganz kleines Kind weint mit, wenn ein anderes Kind weint. Bis es sich dann aber vollständig in andere Menschen einfühlen und fürsorglich sein kann, dauert es noch viele Jahre. Es muss zuerst lernen, dass andere Menschen zwar anders funktionieren und ein eigenes Leben führen, aber auch die gleichen Schmerzen und Gefühle erleben wie das Kind selbst. Es lernt dies direkt an den Reaktionen der Bezugspersonen. Formulieren Sie Ihren Schmerz, wenn das Kind Ihnen unabsichtlich weh tut – wie sonst soll das Kind lernen, dass etwas weh tut? Formulieren Sie, was in Ihnen vorgeht – so dass das Kind erkennt, dass Sie ein Innenleben haben.

Wirkungskompetenz fördern

Echtheit / Authentizität

Das Bewusstsein seiner selbst ist für das Kleinkind noch kein Thema. Es entwickelt sich erst im Verlaufe der späteren Kindheit. Selbstvertrauen dagegen zeigen bereits kleine Kinder in grösserem oder kleinerem Umfang. Ungefähr jedes fünfte Kind reagiert schon als Baby stark auf unbekannte Gegenstände, Gesichter und Ereignisse. Später meiden schüchterne Kinder Situationen, in denen sie Angst empfinden könnten. Lassen Sie das Kind so sein, wie es ist – fordern Sie von ihm nicht zu viel Anpassung an Ihre Erwartungen. Es verliert sonst seine natürliches Verhalten und passt sich äusserlich an.

Auftreten / Selbstbewusstsein

Das Körpergefühl wird massgeblich in unserer Kindheit geprägt. Spöttische oder abwertende Kommentare (auch zu Kleinigkeiten wie Sommersprossen oder Brille) können das entstehende Selbstbild negativ beeinflussen, während der Stolz der Eltern, der liebevolle Blick positiv wirken. Sehr schöne Kinder, die fast ausschliesslich für ihr Aussehen gelobt werden, werden häufig unsichere Erwachsene, da sie sich selbst an sehr hohen Erwartungen orientieren.

Präsentieren

Wie die Katze die gefangene Maus, so zeigen auch Kinder gerne vor, was sie geleistet oder gefunden haben. Grössere Kinder können dabei lernen, den richtigen Rahmen und Zeitpunkt zu wählen. Unterstützen Sie Theater- und Zirkusvorführungen aller Art, die Kinder lernen dabei fast alles, was es für eine gute Präsentation braucht.

Sich durchsetzen

Kinder befinden sich grundsätzlich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Erwachsenen. Durchsetzungsvermögen gegenüber den Autoritätspersonen wird ihnen negativ als Trotzverhalten oder Unfolgsamkeit oder Verhaltensstörung ausgelegt. Also gewöhnen sich Kinder in sehr autoritärem Umfeld an, ihre Forderungen und Wünsche indirekt zu äussern oder gar nicht erst zu spüren. Andere Kinder mit sehr schwachen Bezugspersonen merken schnell, dass sie mit aggressivem oder selbstzerstörerischem Verhalten alles erreichen können. Alle diese Verhaltensweisen sind aber gegenüber gleichwertigen Partnern und Partnerinnen nicht angezeigt. Begegnen Sie deshalb Kindern so oft wie möglich auf gleicher Augenhöhe, sodass sie konstruktiv wirksames Verhalten einüben können.

Zivilcourage

Der Boden für mutiges moralisches Handeln als Erwachsene wird in der Kindheit gelegt. Kinder, die von mindestens einer Person starke Akzeptanz und gelebte Toleranz erfahren, können selbst Erwachsene werden, die selbstständig denken und fühlen sowie aktive Hilfsbereitschaft leben.

Kommunikative Kompetenz fördern

Kommunikation verstehen

Kinder experimentieren mit der Sprache. Sie verwenden Worte aus ihrem eigenen Sprachverständnis heraus, ihre Äusserungen werden dann von Erwachsenen häufig anders interpretiert, als es das Kind eigentlich gemeint hat. Fragen Sie nach, was das Kind gemeint hat, klären Sie ab, ob Sie vom gleichen reden.

Zuhören

Kinder lieben das Zuhören. Sie lauschen bei den Gesprächen der Grossen mit und lassen sich gerne Geschichten erzählen. Anderen aktiv zuzuhören und auf das Gegenüber einzugehen, erfordert aber mehr, und hier sind auch grössere Kinder noch sehr herausgefordert. Je besser dem Kind zugehört wird, desto besser lernt es selbst zuhören. Klären Sie übrigens früh ab, ob das Kind ein gutes Gehör beziehungsweise Hördefizite hat.

Dialoge führen

Mit Kindern Dialoge zu führen bedeutet zuallererst, Abstand zu nehmen von der erwachsenen  Meinung,  Kinder  könnten keine vollwertigen Beiträge und Interpretationen zu einem Thema ausdrücken. Sich auf die Sicht eines Kindes einzulassen, kann zu überraschenden Erkenntnissen über sich selbst beitragen.

Verhandeln

Verhandeln ist für Kinder eine der ersten Kompetenzen, die sie im Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen lernen müssen. Statt lauthals die Bedürfnisbefriedigung einzufordern oder dem andern das Gewünschte wegzunehmen, ist schon auf dem Spielplatz und in der Familie Verhandlungsgeschick gefragt. Legen Sie schon früh Wert auf Argumente statt Lautstärke, achten Sie auf die Tonlage. Kinder, die mit Jammern oder Herumschreien ihre Anliegen erreichen, gewöhnen sich diesen Tonfall an.

Schwierige Gesprächssituationen meistern

Kinder verwenden in schwierigen Gesprächssituationen genau diejenigen Muster, die sie ihren Bezugspersonen abgeschaut haben. Deshalb sind Teufelskreise mit Kindern an der Tagesordnung: Das Kind zeigt ein Verhalten, die erwachsene Person reagiert genau so wie immer, worauf das Kind sein Verhalten verstärkt. Wenn Sie einen solchen Teufelskreis bemerken, setzen Sie sich in einer ruhigen Stunde hin und überlegen sich, was mögliche Auswege wären. Versuchen Sie dann ein neues Verhalten aus. Auch wenn es nicht sofort gelingt, aus dem Teufelskreis auszubrechen, Sie werden eine Veränderung bemerken, weil Sie nun selbst nicht mehr automatisch reagieren.

Beobachten Sie andere Bezugspersonen (Grosseltern, anderer Elternteil, Erzieher/innen, Lehrer/innen) des Kindes, wenn diese eine schwierige Situation meistern. Mischen Sie sich nicht ein, sondern achten Sie darauf, wie die Beteiligten agieren und wie sich die Situation weiterentwickelt. Daraus können Sie für sich selbst und über das Kind viel lernen.

Beziehungskompetenz fördern

Beziehungen pflegen

Kinder lernen mit Geschwistern und Spielkameraden Beziehungen kennen, die ihr späteres Leben prägen werden. Hier ist das Feld, auf dem symmetrische Beziehungen eingeübt werden können, denn mit den Bezugspersonen ist und bleibt die Beziehung asymmetrisch bis ins Erwachsenenalter. Geben Sie als Erwachsene den Kindern Raum und Zeit, um diese Beziehungen unter Gleichen zu pflegen, mischen Sie sich aber ein, wenn Sie ein Kind Übergriffen und Gewalt ausgesetzt ist. Bereits Babys profitieren enorm vom Kontakt mit Gleichaltrigen, und für Vorschulkinder ist das Spiel mit andern Kindern wesentlich für die Entwicklung aller Soft Skills.

Konflikte bewältigen

Kinder lernen im alltäglichen Umgang mit Erwachsenen bevorzugt asymmetrische Konfliktlösungen kennen und übertragen logischerweise diese Erfahrungen auf die Gleichaltrigen und Kleineren. Bei der symmetrischen Konfliktlösung müssen sie deshalb sorgfältig begleitet werden, da sie den Widerspruch bewältigen müssen, dass sie sich zwar den Erwachsenen unterordnen müssen und sich trotzdem andere nicht untertan machen dürfen. Am besten gelingt dies, wenn Kinder enge Kontakte zu Erwachsenen pflegen, die keine erzieherische Funktion innehaben (häufig sind dies Freunde der Familie, Grosseltern oder sonstige Verwandte) und das Kind als gleichberechtigte Person wahrnehmen.

Andere in ihrer Veränderung unterstützen

Erklären Sie Kindern, dass alle Menschen unterschiedlich sind und sich unterschiedlich entwickeln. Wenn jemand sich „falsch“ benimmt, heisst das noch lange nicht, dass man ihn zurechtweisen und korrigieren darf. Halten Sie grössere Kinder eher davor zurück, kleineren Kindern alles abzunehmen oder ihnen Verhaltensvorschriften zu machen.

Erziehen / andere Kinder beaufsichtigen

Kinder sind naturgemäss diejenigen, die erzogen werden, und übernehmen keine erzieherische Rolle. Die Beaufsichtigung jüngerer Kinder darf ihnen nicht ohne enge Begleitung überlassen werden. Babysitting unter klar umrissenen Bedingungen ist erst ab ungefähr zwölf Jahren möglich, auch dann müssen erwachsene Personen in Reichweite sein.

Gruppenkompetenz fördern

Gruppendynamik verstehen

Kinder lernen mit Geschwistern und Spielkameraden, mit Verwandten und im Freundeskreis der Eltern, in Kindergarten und Schule, wie man sich in einer Gruppe verhält. Sie schauen sich Rollenverhalten, Interaktions- und Interventionsformen bei den andern ab und imitieren sehr schnell. Sie entwickeln rasch ein gutes Gefühl für die Gruppendynamik, auch wenn sie dafür kaum Worte finden. Wenn Sie also herausfinden wollen, was Kinder in einer Gruppe beobachten, dann müssen Sie möglicherweise in Analogien und Geschichten reden.

Zur Gruppe dazugehören

Das Gefühl, in einer Gruppe Aussenseiter zu sein, kennt jedes Kind. Wenn Sie als Erwachsene wissen, was es alles braucht, um sich in eine Gruppe zu integrieren, können Sie das Kind gezielter unterstützen: Sich mit einer Gruppe identifizieren, in der Gruppe für sich selbst Verantwortung übernehmen, sich gegenseitig unterstützen, aufeinander Rücksicht nehmen, Verantwortung für einen Teil des Gruppenlebens übernehmen.

Eine gemeinsame Aufgabe bewältigen

Kleine Kinder sind nicht in der Lage, im Team eine Aufgabe zu bewältigen. Sehr lange ist die aufgabenbezogene Zusammenarbeit mehr ein Nebenher als ein Miteinander. Besprechen Sie mit grösseren Kindern, wie die gemeinsame Aufgabenlösung gelungen ist, wer was dazu beigetragen hat und was hinderlich oder schwierig war. Richten Sie die Aufmerksamkeit vor allem darauf, wie die Zusammenarbeit ein nächstes Mal (noch) besser gelingen könnte.

Gruppenleiten

Kinder glauben, dass eine Gruppe zu leiten vor allem bedeutet, über die andern bestimmen zu können. Dass mit der Leitung nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten verbunden sind, müssen sie mit der Zeit lernen. Übergeben Sie Führung und begleiten Sie das Kind dabei – lassen Sie das Kind aber nicht im Stich mit seiner Führungsrolle. Noch besser ist es, wenn Sie mit ihm erlebte Gruppenführung („das Kind, das immer alle rumdirigiert“, „das Kind, das gute Ideen hat und die andern mitreisst“) besprechen und dem Kind aufzeigen, was Gruppenleitung bedeutet.

Kritische Gruppensituationen meistern

Kinder müssen kritische Gruppensituationen nicht meistern können. Sie dürfen das getrost den Stärkeren und Weiseren überlassen. Insbesondere bei der Konfliktlösung in Gruppen sind Kinder auf Beistand angewiesen. Achten Sie bei diesem Beistand darauf, dass Unterschiedlichkeiten genutzt werden (nicht ausgegrenzt), dass mit Macht verantwortungsvoll umgegangen wird, dass alle zu Wort kommen und dass bei Konfliktlösungen weniger nach Schuldigen und mehr nach Lösungsmöglichkeiten Ausschau gehalten wird.

 

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10 Elemente einer guten Erziehung

Erziehen

Lesen Sie im Buch Soft Skills fördern die konkreten Tipps zu den einzelnen Kompetenzen und Teilkompetenzen.

 

Meyer: Soft Skills fördern

Arnold: Erziehung durch Beziehung

Shapiro: EQ für Kinder

Largo: Babyjahre

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