Fälschlicherweise werden Gruppenarbeiten häufig als Methode bezeichnet. Gruppenarbeit definiert aber lediglich die Sozialform: dass das Plenum so aufgeteilt wird, dass mehrere Gruppen (mindestens zwei Personen und maximal die halbe Gruppe) separat arbeiten. Dabei kann jede Gruppe denselben Auftrag bearbeiten oder unterschiedliche. In jeder Gruppe können auch unterschiedliche Methoden zum Zuge kommen (während z.B. eine Gruppe ihre Erkenntnisse in einem Flipchart zusammenfasst, erarbeitet die andere Gruppe die Anwendungsmöglichkeiten des bearbeiteten Themas an der Pinwand mit Karten).

Exemplarisches Erarbeiten

Vorgehen

Es wird arbeitsteilig vorgegangen. Jede Gruppe bearbeitet ein anderes Themengebiet.

Präsentation

Jede Gruppe präsentiert ihre Ergebnisse so, dass die anderen Gruppen ebenfalls einen Erkenntnisgewinn daraus ziehen.

Bewertung

Üblicherweise werden die inhaltliche Vollständigkeit und die Richtigkeit bewertet. Je nach übergeordneten Kompetenz-Zielen kann aber auch das Vorgehen oder die Zusammenarbeit in der Gruppe beurteilt werden.

Vorteile

Die Lernenden haben einen Aspekt vertieft und exemplarisch erarbeitet. Sie nehmen die Ergebnisse der anderen aktiver und interessierter auf und sind motivierter, sich individuell noch mehr zu vertiefen.

Gruppenpuzzle/ Jigsaw-Methode

Vorgehen

Alle Stammgruppen bearbeiten dasselbe Themengebiet. Innerhalb des Themengebietes werden Teile an die Mitglieder der Stammgruppe (z.B. A, B, C, D) verteilt. Jedes Mitglied erarbeitet sich nun seinen Teil, es ist darauf zu achten, dass die Teilgebiete nicht zu gross sind.

In einer zweiten Phase werden Expertengruppen gebildet, also alle A (B, C und D) setzen sich zusammen und diskutieren ihre Erkenntnisse in ihrem Teilgebiet.

In der dritten Phase werden die Erkenntnisse aus den Expertengruppen in die Stammgruppe zurück getragen und dort im Gesamtzusammenhang diskutiert.

Präsentation

Jede Stamm-Gruppe präsentiert im Plenum ihre Erkenntnisse.

Bewertung

Üblicherweise werden die inhaltliche Vollständigkeit und die Richtigkeit bewertet. Je nach übergeordneten Kompetenz-Zielen kann aber auch das Vorgehen oder die Zusammenarbeit in der Gruppe beurteilt werden.

Vorteile

Die TeilnehmerInnen haben einen Aspekt vertieft und exemplarisch erarbeitet. Sie nehmen die Ergebnisse der anderen aktiver und interessierter auf und sind motivierter, sich individuell noch mehr zu vertiefen. Als WELL-Methode werden zusätzlich Selbst- und Sozialkompetenzen, insbesondere Verantwortung, sich an Regeln halten und Kooperation eingeübt. Die Motivation und Selbstverantwortung wird gestärkt.

Konsens erarbeiten

Vorgehen

Jede Kleingruppe diskutiert über das (gleiche) kontroverse Thema und findet einen Konsens. Ein sehr spannender Ansatz zur Konsensfindung bietet der soziokratische Ansatz.

Präsentation

Jede Gruppe präsentiert ihre Begründungen und Argumente.

Bewertung

Eine Bewertung ist bei Meinungen, Ansichten und Glaubenssätzen nicht angebracht.
Bei sachlichen Themen können Stichhaltigkeit und Vollständigkeit der Argumente bewertet werden.

Je nach übergeordnetem Kompetenz-Ziel ist eventuell eine Prozessanalyse angezeigt („wer hat die Meinung bestimmt, wie kam der Konsens zustande, gab es Schweiger, ...“).

Vorteile

Die Teilnehmenden kommen ausgiebiger zu Wort als im Plenum. Auch zurückhaltendere Lernende können mitdiskutieren. Argumente werden selbst reflektiert und sind am Schluss vollständig. Bei den Selbst- und Sozialkompetenzen werden insbesondere Meinungsbildung, Reflexionsfähigkeit und Kritikfähigkeit geübt.

Verfahren erproben

Vorgehen

Jede Kleingruppe geht nach dem gleichen „Rezept“ vor. Es kann sich um Fallstudien oder beliebige Übungsaufgaben handeln.

Präsentation

Jede Gruppe präsentiert ihr Ergebnis. Ebenso wertvoll kann aber auch eine Präsentation der Vorgehensweise, von speziellen Schwierigkeiten oder Stolpersteinen sein.

Bewertung

Die Bewertung bezieht sich in erster Linie darauf, ob die Gruppe ein richtiges und vollständiges Ergebnis präsentiert.
Eventuell eine Prozessevaluation („wer hat zum Erfolg beigetragen, wie war das Zeitmanagement, was war hinderlich, was förderlich ...“) anfügen.

Vorteile

Die TeilnehmerInnen erproben ein Vorgehen in der Praxis. Bei den Selbst- und Sozialkompetenzen werden insbesondere Organisationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und sich an Vorgaben halten geübt.

Modell / Theorie erarbeiten

Vorgehen

Jede Kleingruppe erarbeitet das (gleiche) Modell oder die gleiche Theorie, z.B. anhand von Theorie-Unterlagen.

Präsentation

Jede Gruppe präsentiert Vor- und Nachteile oder offene Fragen oder schwierige Themen oder Aha-Erlebnisse.

Bewertung

Eine Überprüfung mit einer Lernkontrolle könnte sich anschliessen. Eine eigentliche Bewertung wird wohl nicht stattfinden, sondern eher eine Diskussion.
Eventuell eine Prozessevaluation („wer hat die Meinung bestimmt, wie kam der Konsens zustande, gab es Schweiger, ...“) anfügen.

Vorteile

Die Gruppe profitiert vom gegenseitigen Wissen, es entsteht im Plenum eine Diskussion über die Lücken, die Knackpunkte oder die offenen Fragen, und dies ist meistens spannend und lernfördernd. Bei den Selbst- und Sozialkompetenzen werden insbesondere zugeben, dass man etwas nicht begriffen hat, kritisches Denken, Reflexionsfähigkeit, erklären können und die Diskussionsfähigkeit geübt.

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